Die Pflege der Zukunft wird greifbar – im neuen Experimentierraum des PPZ Hannover

„Digital für alle“ lautete das Motto des deutschlandweiten Digitaltags am 24. Juni 2022. Dass Digitalisierung nur mit allen Beteiligten und Betroffenen funktioniert, hat die Eröffnung des Experimentierraums im Pflegepraxiszentrum (PPZ) Hannover im Rahmen des Digitaltags gezeigt. Hier können sich ab sofort Interessierte über neue, digitale Pflegetechnologien informieren und sie direkt ausprobieren.

Im Experimentierraum des PPZ Hannover lassen sich Pflegetechnologien ausprobieren: zum Beispiel Antidekubitus-Betten. ©Kaiser/MHH

Wie der Experimentierraum funktioniert, zeigte das PPZ-Projektteam den Besucherinnen und Besuchern anhand einer Auswahl von 14 Pflegetechnologien, die zum größten Teil auch auf der „Station der Zukunft“ in der regulären Versorgung der Patientinnen und Patienten eingesetzt sind. Das PPZ Hannover ist Teil des Clusters Zukunft der Pflege und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. „Hier wird die Pflege der Zukunft greifbar“, sagte BMBF-Referatsleiterin Sibylle Quenett bei der Eröffnung des Experimentierraums im PPZ Hannover. Tatsächlich wird der Experimentierraum künftig Einblicke in die Zukunft der Pflege gewähren: Hier können Pflegefachpersonen, pflegende Angehörige, aber auch Betroffene oder Mitarbeitende aus Pflegeberatungsstellen verschiedenste digitale Produkte zur Unterstützung der Pflege ausprobieren und darüber ins Gespräch kommen.

Bei der Veranstaltung konnten Besucherinnen und Besucher sich jetzt schon einen Überblick verschaffen. Die Eröffnung gab allen Interessierten zudem die Möglichkeit zum Austausch über zentrale Fragen: In welchen Situationen können die gezeigten technischen Hilfen unterstützen? Welche Voraussetzungen sind nötig, damit sie überhaupt zum Einsatz kommen können? Welche Herausforderungen müssen dabei bewältigt werden? Hierüber wurde angeregt diskutiert. Die thematischen Schwerpunkte des Experimentierraums liegen in der Dekubitus- und Sturzprävention, kognitiven Einschränkungen und der Arbeitserleichterung von Pflegefachpersonen.

Unterschiedliche Anforderungen an Produkte – je nach Konzept
Vorgestellt wurde zum Beispiel das Anti-Dekubitus-Pflegebett Movacura, entwickelt von der ErgoTec GmbH im bayerischen Wilhelmsdorf. Das Bett kann über einen Tablet-Monitor die Druckpunkte der Person, die auf ihm liegt, visualisieren. So ermöglicht es eine punktgenaue Entlastung des Körpers.

Auch im Bereich Entlastung von Pflegefachpersonen und Verbesserung von Pflegeprozessen lernten die Besucherinnen und Besucher innovative Projekte kennen. Beispielsweise das Produkt VIREED VR, ein medizinisches Virtual-Reality-Simulationstraining. Hier können Nutzende mit VR-Brillen in eine digitale Welt eintauchen und dort Trainings für die Pflege absolvieren. Bei der Veranstaltung wurden etwa Reanimationsübungen in einer virtuellen Umgebung geübt.

Es wurde auch deutlich, wie unterschiedlich die Anforderungen an Produkte sind, je nachdem in welchem Kontext sie zum Einsatz kommen sollen. „Paro“ beispielsweise ist ein robotisches System zur Unterstützung von Demenzerkrankten. Der Roboter ähnelt einer kleinen Robbe und reagiert auf Geräusche und Streicheleinheiten. Er eignet sich gut für den Einsatz in der stationären Altenpflege, kann aber beispielsweise nicht auf den Stationen der Medizinischen Hochschule Hannover zum Einsatz kommen. Denn dort sind Patientinnen und Patienten mit teilweise vulnerablem Gesundheitszustand untergebracht, die ein Maß an Hygiene erfordern, das Paro dauerhaft nicht gewährleisten kann.

Technologie im Kontext: Die Robbe „Paro“ unterstützt Demenzerkrankte, kann aber zum Beispiel in der Medizinischen Hochschule Hannover aus Hygiene-Gründen nicht zum Einsatz kommen. ©Kaiser/MHH

Orientierung an Praxis und Bedarf
Eine Diskussionsrunde bildete den Abschluss der Veranstaltung. Das Fazit: Vor allem Produkte, die sofort einsetzbar und intuitiv zu bedienen sind, haben die Besucherinnen und Besucher beeindruckt. Wichtig sei insbesondere die Praxis- und Bedarfsorientierung und dass Technologien Routineaufgaben übernehmen, damit personenzentrierte Pflege auch zukünftig primär durch Menschen stattfinden kann.

Im PPZ Hannover ist Technologie mehr als graue Theorie. Seit seiner Gründung setzt es sich für eine praxisorientierte Entwicklung von Pflegetechnologien ein. Mit dem Experimentierraum kann es diesen Anspruch nun noch besser umsetzen. Er kann auch zukünftig für Veranstaltungen zum Thema Pflegeinnovationen genutzt werden. Hier wird tatsächlich die Pflege der Zukunft greifbar.

WEITERE INFORMATIONEN

Eröffnung des Experimentierraums für Pflegetechnologie – Pflegepraxiszentrum Hannover (ppz-hannover.de)

Zukunft der Pflege – Eröffnung des Experimentierraums für Pflegetechnologien (digitaltag.eu)

Cluster „Zukunft der Pflege“ (cluster-zukunft-der-pflege.de)