Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit 2024 die Etablierung einer „Innovationsregion für digitale Transformation von Pflege und Gesundheit“ (TPG) im südlichen Sachsen-Anhalt.
Diese Fördermaßnahme des Bundes zur Umsetzung des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen (StStG) ermöglicht nicht nur den Strukturwandel des mitteldeutschen Kohlereviers. Das umfassende Digitalisierungspaket sorgt zudem für eine Verbesserung der regionalen Gesundheitsversorgung und die Entlastung der Pflegenden entlang der gesamten Versorgungskette.
Im Zuge des demografischen Wandels wächst deutschlandweit die Zahl der Pflegebedürftigen, während die Zahl der Pflegefachpersonen sinkt. Dieser Trend gilt insbesondere für Sachsen-Anhalt, denn hier leben überdurchschnittlich viele ältere Menschen: Während der Anteil der über 65-Jährigen bundesweit bei etwa 21 Prozent liegt, liegt er in Sachsen-Anhalt teilweise bei bis zu 32 Prozent. Diese Entwicklung stellt die Pflege- und Gesundheitsversorgung vor große Herausforderungen.
Digitalisierung verhindert nicht nur Pflegebedürftigkeit und fördert Teilhabe, Selbstbestimmung und Selbstständigkeit im Alter. Sie ermöglicht zudem die Entlastung von pflegenden Angehörigen und Pflegefachpersonen. Daher ist die menschenzentrierte Entwicklung neuer digitaler Lösungen eines der Hauptziele der „Innovationsregion für die digitale Transformation und Pflege und Gesundheit“ (TPG).
Zudem ist das südliche Sachsen-Anhalt von den Folgen wirtschaftlicher Veränderungen wie dem Ausstieg aus der Kohlegewinnung und -verstromung betroffen. Regional bereits etabliert sind die Branchen „Gesundheit“ sowie „Informations- und Kommunikationstechnologie“. Daher bündelt die TPG diese Themen und stößt eine nachhaltige, wirtschaftliche Neuorientierung im wichtigen Wachstumsmarkt der digitalen Pflege und Gesundheitsversorgung an.
Das stärkt nicht nur das regionale Forschungs- und Innovationsgeschehen, sondern auch die wissenschaftliche Innovationsfähigkeit der regionalen Wirtschaft. Es unterstützt die Gründung innovativer Start-ups, in denen neue, hochwertige Arbeitsplätze im Zukunftsfeld Digital Health entstehen. So wandelt sich das mitteldeutsche Kohlerevier in enger Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft in eine Innovationsregion für Gesundheitsversorgung und Pflege.
Im Rahmen der TPG etablieren Expertinnen und Experten aus
unter der Leitung der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein interdisziplinäres Innovationsökosystem.
Daran beteiligen sich fünf Regionen mit unterschiedlichen Kernthemen:
Kernelement der TPG ist die Innovationsförderung. Sie wird maßgeblich unterstützt durch die regional verankerten Strukturelemente „Innovationsnetzwerk“ und „Innovationsinfrastruktur“.
Prof. Dr. rer. medic. Patrick Jahn,
Wissenschaftliche Leitung der TPG,
Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Die TPG bahnt kontinuierlich neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte an. Regionale Innovationsmanager unterstützen Förderinteressierte bei sämtlichen Prozessschritten: Von der Ideengenerierung über die Konzepterstellung bis hin zur Antragsstellung und Projektbegleitung.
Während der fünfjährigen Laufzeit der TPG sollen etwa 85 Projekte gefördert werden. Alle Projektteams entwickeln digitale, sensorische und physische Unterstützungssysteme entlang der gesamten Versorgungskette. Handlungsleitend für ihre Aktivitäten sind folgende Forschungsfelder:
Damit sich aus den Aktivitäten der Forschungsprojekte ein konsequenter Innovationstransfer ergibt, der sich positiv auf den Strukturwandel auswirkt, baut die TPG parallel ein menschenzentriertes Innovationsnetzwerk mit tief verankerter Kooperationskultur auf. Dieses Netzwerk regionaler Akteure umfasst Unternehmen aus der Gesundheitsversorgung sowie IT- und Kreativwirtschaft, Universitäten, Hochschulen und andere Forschungseinrichtungen sowie Seniorenvereine, Betroffenen- und Selbsthilfegruppen sowie kommunale Institutionen.
Der Aufbau von fünf Innovationsbüros im südlichen Sachsen-Anhalt erleichtert die Einbindung der gesamten Region: Denn sie unterstützen die Partnerinnen und Partner vor Ort entlang des gesamten Innovationsprozesses – vom Bedarf über die Idee bis hin zur neuen Lösung am Markt. Die Netzwerkpartnerinnen und -partner erforschen und entwickeln gemeinsam mit dem Projektteam bedarfsgerechte Pflegeinnovationen.
Weiterhin etabliert die TPG verbindende Infrastrukturkomponenten wie regional verankerte Maker und Education Labs sowie ein digitales ForschrittsHub.
Seit 2019 entsteht im mitteldeutschen Revier die „Translationsregion für die digitalisierte Gesundheitsversorgung“ (TDG). Hier baut die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg noch bis 2025 ein regionales Netzwerk auf, das die strukturellen Voraussetzungen für die Entstehung einer nachhaltigen Innovationskultur in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft schafft. In der TDG versammeln sich mehr als 100 Partnerinnen und Partner aus der industriellen und versorgenden Gesundheitswirtschaft, der Informations-und Kommunikationstechnologie (IKT), der Kreativwirtschaft und den Hochschulen des südlichen Sachsen-Anhalts.