Zu einer spannenden und lebendigen Fachkonferenz zum Thema „Integrierte Forschung“ lud das Bundesministerium für Bildung und Forschung am 29. Mai in die Kalkscheune in Berlin ein.
Der Kern des Forschungsansatzes Integrierte Forschung besteht darin, Fragen nach ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen (ELSI) der Mensch-Technik-Interaktion von Beginn der Technikentwicklung an mitzudenken und auch zu erforschen. Dieser Ansatz rückt den Menschen in den Mittelpunkt und fordert eine ganzheitliche Forschungsperspektive, die Mensch-Technik-Interaktion nicht allein als technische Problemstellung versteht, sondern vielmehr als eine Möglichkeit, gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Dies erfordert Interdisziplinarität, Verantwortung und den Mut zum Perspektivwechsel.
Durch eine begleitende Evaluation im Vorfeld der Fachtagung konnte valides Datenmaterial aus der Forschungspraxis eruiert werden. Vorausgegangen war der Fachtagung daher eine begleitende Evaluation. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Ist die Integrierte Forschung zu einem Innovationsimpuls für die Mensch-Technik-Interaktion geworden? Durch welche Aktivitäten der forschenden Akteure entstehen Innovationsimpulse?
Um die Wirkung von ELSI hinsichtlich Lern- und Verwertungseffekte zu bewerten, wurden Expertengespräche und qualitative Interviews mit Koordinatoren von Verbundprojekten geführt sowie eine Online-Befragung ausgewertet. Das Fazit der empirischen Ergebnisse mit Blick auf die zentralen Fragestellungen wurde in einem Diskussionspapier zusammengefasst und auf der Fachkonferenz vorgestellt.
Die Integrierte Forschung ist von Offenheit gegenüber anderen Perspektiven geprägt. Was können insbesondere Ethik, Sozial- und Rechtswissenschaft zur Technologieentwicklung beitragen? In Vorträgen, Sessions und Werkstattgesprächen wurde vor allem dieser Fragestellung nachgegangen.
In den Diskussionen hat sich bestätigt, dass Aspekte der ELSI-Forschung als „kreative Störfaktoren“ gesehen werden sollten, aus denen durchaus Innovationsimpulse hervor gehen können. Damit Forschung wirklich interdisziplinär erfolgen kann, müssen Forschende oftmals erst eine gemeinsame Sprache finden und den jeweils anderen Methoden gegenüber offen sein. Eine technikzentrierte Herangehensweise bzw. eine Beschränkung auf Technikakzeptanz reicht hierzu nicht aus. Erforderlich ist vielmehr eine Haltung, die ethische und soziale Implikationen als Forschungsgegenstände begreift, die in ihrem Zusammenwirken mit neuen Technologien erforscht werden und als Gestaltungsimpulse in die Technikentwicklung einfließen sollten.
In den Werkstattgesprächen ging es vor allem darum, wie technische und nicht-technische Elemente in der Forschungspraxis miteinander verzahnt werden können. Dies betrifft auch die Zusammenarbeit von Industrie, Ethik und Wissenschaft im Forschungsverbund. Darüber hinaus wurden Fragen zu Recht und Ethik diskutiert.
Basierend auf dem Diskussionspapier lassen sich zusammenfassend folgende Thesen für eine gelingende Integrierte Forschung benennen:
Auf der Konferenz wurde deutlich, dass die Integrierte Forschung nicht auf eine akademische Diskussion begrenzt ist, sondern im Wesentlichen dazu beitragen kann, Technologien zu entwickeln, die ethisch richtig und sozial akzeptiert sind. Innovationen sollten nicht allein vom technischen, sondern vielmehr vom gesellschaftlichen Fortschritt getrieben sein. Die engagierten Diskussionen zeigten, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, die Herausforderungen der Zukunft anzupacken.