Informell Pflegenden eine Stimme geben

Kick-Off für den ersten Bürgerbeirat informell Pflegende des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF): Am 24. August trafen sich die Mitglieder des Bürgerbeirats zum ersten Austausch über ihre Aufgaben und Bedarfe als informell Pflegende. Außerdem diskutierte das Konsortium über zielführende Forschung und Innovationen, die speziell den Alltag informell Pflegender erleichtern sollen.

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© BMBF

Informell Pflegende – also Menschen, die Pflegebedürftige nicht berufsmäßig, sondern als Angehörige, Nachbarn, Freunde etc. versorgen, sind eine tragende Säule des deutschen Gesundheitssystems. Der neue Bürgerbeirat soll deshalb die im Juni 2021 gestartete Fördermaßnahme „Technologiegestützte Innovationen für Sorgegemeinschaften zur Verbesserung von Lebensqualität und Gesundheit informell Pflegender“ von Beginn an begleiten und die Forschenden dabei unterstützen, bedarfsgerechte Technologien zu entwickeln, die für eine körperliche und seelische Entlastung von informell Pflegenden sorgen. Alle 15 Mitglieder aus ganz Deutschland bringen diverse persönliche Erfahrungen aus ihrer heutigen oder früheren Pflegesituation mit. Das erste Treffen zeigte: Kein Pflegealltag ist gleich. Die spezifischen Herausforderungen variieren stark, unter anderen abhängig von Alter und Erkrankung der jeweils zu pflegenden Person, der familiären Situation und der Versorgungsinfrastruktur.

Der Bürgerbeirat hat sich klare Ziele gesetzt: Er wird bei der Bewertung und Auswahl von neuen Forschungsprojekten unterstützen und den Forschenden bei der Umsetzung ihrer Innovationsideen beratend zur Seite stehen. Mit ihrer persönlichen Erfahrung können die Beiratsmitglieder wertvolle Aspekte in die Entwicklung von Technik und Anwendungen einbringen und neue Forschungsthemen im Bereich der interaktiven Technologien für Gesundheit und Lebensqualität mitgestalten.

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Bei seinem ersten Zusammentreffen formulierte der Bürgerbeirat erste Zielvorstellungen für die gemeinsame Arbeit.© BMBF

Lösungen müssen so individuell sein, wie die Probleme

Bei ihrem Treffen tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, welche persönlichen Herausforderungen sie aus dem Pflegealltag kennen und welche Wünsche und Bedarfe sich daraus für den Einsatz von interaktiven Technologien und digitalen Anwendungen ergeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten anhand ihrer jeweils persönlichen Situation vom Stressfaktor Pflege, von psychischer und körperlicher Belastung und von enormen Herausforderungen für ihr eigenes Zeitmanagement – und von einem großen Spagat zwischen Pflege und Beruf. Erleichterungen wünschen sich Viele auf Seiten der bürokratischen Abläufe und des Informationsflusses zwischen allen beteiligten Akteuren: etwa Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachpersonen, Krankenkassen und Behörden. Hier wünscht sich der Beirat einen Innovationsschub - etwa im Bereich von vernetzten und gemeinsam genutzten Kommunikationslösungen sowie telemedizinische Anwendungen. Es dürfe kein Weg mehr umsonst zurückgelegt werden müssen – dies schaffe man z.B. durch den Wegfall von Behördengängen durch intelligente Lösungen – und es dürfe kein wertvolles Erfahrungswissen verloren gehen. Einigkeit besteht im Bürgerbeirat vor allem bei einem Thema: Die Unterstützung durch digitale Technologien sollte so individuell sein, wie die Situation der informell Pflegenden selbst.

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Informell Pflegende stehen im Alltag einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber.©BMBF

Der Bürgerbeirat geht auf dieser Grundlage an seine Arbeit und beginnt mit der Bewertung erster Forschungsideen aus der Wissenschaft anhand von Projektskizzen.

Weitere Informationen:

Bürgerbeirat für informell Pflegende

BMBF Bekanntmachung „Technologiegestützte Innovationen für Sorgegemeinschaften zur Verbesserung von Lebensqualität und Gesundheit informell Pflegender“