Sinnvoller Einsatz von KI in der Pflege

Im Haus der Wissenschaft in Bremen trafen sich am 12. Februar 2025 die Forschenden der BMBF-Förderbekanntmachung „Repositorien und KI-Systeme im Pflegealltag nutzbar machen“ (KIP) zu einem abschließenden Vernetzungstreffen.

Eine wichtige Rolle spielten dabei die anwesenden Pflegefachpersonen, die mit den Forschenden die Ergebnisse der dreijährigen Forschung und die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von KI in der Pflege diskutierten. 

Rund 100 Teilnehmende aus den neun Forschungsprojekten sowie Anwendende aus Pflegeeinrichtungen kamen im Haus der Wissenschaft zusammen.© Dominik Domhoff/Uni Bremen

KI in der Pflege nutzbar machen

Die insgesamt neun KIP-Förderprojekte hatten im Jahr 2022 mit ihrer Arbeit begonnen. Damals war noch nicht abzusehen, wie schnell sich künstliche Intelligenz (KI) in unserer Gesellschaft etablieren würde. Zur Popularität von KI hat sicherlich ChatGPT beigetragen. Und obwohl Large Language Models (LLM) nur für wenige KIP-Projekte eine Rolle spielten, zeichnet sich derzeit ab, wie relevant KI künftig für den Gesundheitsbereich und damit auch für die Pflege sein wird. Allerdings fällt die Innovationskraft in den einzelnen Gesundheitssektoren unterschiedlich stark aus. So entstehen derzeit sehr viele KI-basierte Gesundheitsanwendungen für den Einsatz in Kliniken. Bei KI-Anwendungen für die Pflege gibt es jedoch großen Aufholbedarf. Um genau diesem Missverhältnis entgegenzuwirken, hatte das BMBF damals vorrausschauend die Fördermaßnahme „Repositorien und KI-Systeme im Pflegealltag nutzbar machen“ (KIP) ins Leben gerufen.

Frau Sibylle Quenett, Leiterin des BMBF-Referats „Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität; Medizintechnik“ erläuterte in ihrer Begrüßungsrede, dass bei der Fördermaßnahme im Vordergrund stand, Pflegefachpersonen und pflegende Angehörige durch den Einsatz von KI zu unterstützen und gleichzeitig die Lebensqualität pflegebedürftiger Personen zu verbessern. Dazu sollte vorhandenes Pflegewissen in strukturiert verarbeitbare Daten umgewandelt werden, sodass KI sinnvoll bei der Entwicklung von passgenauen Pflegeanwendungen unterstützen kann. Gemäß dieser Ausrichtung der Fördermaßnahme, befanden sich unter den insgesamt acht wissenschaftlichen Verbundprojekten zum einen solche, die eine nachhaltig verwendbare Daten- und Software-Basis für den Einsatz von KI-Systemen im Pflegealltag schufen, und zum anderen Verbundprojekte, die KI-Systeme für den Einsatz im Pflegealltag entwickelten. Für die Beratung und die Verzahnung der Projekte war das Begleitprojekt „Prozessentwicklung und -begleitung zum KI-Einsatz in der Pflege“, kurz ProKIP verantwortlich. 

Eine Projektübersicht sowie eine Zusammenfassung der Projektergebnisse finden Sie hier.

Prof. Dr. Daniel Fürstenau präsentierte gemeinsam mit Prof. Dr. Felix Biessmann die Ergebnisse des Begleitprojekts ProKIP zur Integration von KI in der Pflege.© VDIVDE-IT/Höft

Integration von KI in der Pflege

Prof. Dr. Felix Biessmann (BHT Berlin) und Prof. Dr. Daniel Fürstenau (FU Berlin) präsentierten die Ergebnisse, die ProKIP im Rahmen der Begleitforschung zur Integration von KI in der Pflege erarbeitet hatte:

  • Die Forschenden konnten erfolgreich belegen, dass der Einsatz von KI in der Pflege großes Potenzial zur Entlastung von Pflegekräften und zur Verbesserung der Versorgung hat.
  • Zudem war es ihnen gelungen, pflegerelevante Daten für KI-Anwendungen zu identifizieren, zu extrahieren und zu organisieren.
  • Wichtige Erkenntnisse der Begleitforschung beziehen sich zudem auf die Herausforderungen bei der Datenverfügbarkeit, regulatorische Unsicherheiten und die Notwendigkeit erklärbarer und vertrauenswürdiger KI-Systeme. Pflegefachpersonen müssen außderdem lernen, mit den Systemen umzugehen, ohne sich blind auf deren Entscheidungen zu verlassen.
  • Trotz technischer Fortschritte bleibt die Integration in den Pflegealltag schwierig, insbesondere im ambulanten Bereich.
  • ProKIP konnte jedoch durch praxisnahe Evaluierungen und den Einsatz innovativer Methoden (bspw. Federated Learning) wertvolle Ansätze zur sicheren und fairen Nutzung von KI in der Pflege entwickeln.

Um KI erfolgreich in die Pflege zu integrieren, bedarf es somit auch in Zukunft einer engen Zusammenarbeit zwischen Entwickelnden, Pflegefachpersonen sowie rechtlichen Akteurinnen und Akteuren. Zudem seien klare Leitlinien und neue Evaluationsmethoden notwendig, um das Potenzial von KI verantwortungsvoll zu nutzen. Auch hierfür konnte die Maßnahme KIP einen ersten Grundstein legen.

Die Mitglieder des Begleitprojekts ProKIP gemeinsam mit Sibylle Quenett, Leiterin des Referats 622 im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (4. v.l.).© Dominik Domhoff/Uni Bremen

Ergebnisoffener Austausch in Open Space Workshops

Zum Ende der Veranstaltung diskutieren die Teilnehmenden im sogenannten Barcamp, einen Open Space-Format. Sie teilten sich in Kleingruppen auf, legten spontan die Themen fest und orientierten sich dabei an den übergeordneten Fragestellungen der Fördermaßnahme. So ging es in den Diskussionen unter anderem um

  • Fragen zur Implementierung und den Praxistransfer von KI-Entwicklungen nach Projektende,
  • Fragen zu einer verbesserten Partizipation sowie
  • Standardisierung von Daten und Herausforderungen beim Einsatz von KI in der Praxis. Bei diesem Thema erhielten vor allem die teilnehmenden Pflegefachpersonen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit KI im Pflegealltag aktiv einzubringen.

Weitere Informationen

Bekanntmachungswebsite
Website des Begleitprojekts ProKIP
Ergebnissteckbriefe KIP