Mit adaptiven, lernenden Systemen finden Menschen auch ohne spezielles Fachwissen schnellen Zugang zu technischen Anwendungen.
Vom 26. bis 27. April trafen sich rund 75 Forscherinnen und Forscher aus den insgesamt 12 Verbundprojekten im Rahmen des BMBF-Forschungsschwerpunkts „Adaptive, lernende Systeme – Für eine verständliche Interaktion zwischen Mensch und komplexer Technik“ in Siegburg bei Bonn, um sich abschließend über die Ergebnisse ihrer Arbeit auszutauschen.
Menschen soll unabhängig von Vorwissen, Alter, Sozialisation sowie körperlichen und geistigen Fähigkeiten ein einfacher Zugang zur komplexen Technik ermöglicht werden. Innovative Technik findet aber nur dann im Alltag Platz, wenn das System vom Menschen lernt und sich dem Menschen anpasst.
Adaptive, lernende Systeme, die im Mittelpunkt dieses Forschungsschwerpunkts stehen, interpretieren die Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern, treten in den direkten Dialog mit ihnen und passen kontinuierlich ihr Assistenzangebot individuell an. Sie erfassen und überwachen die Umgebung, analysieren Abläufe und Ereignisse, um daraus die Gewohnheiten und Präferenzen ihrer Nutzer abzuleiten. Das System muss dabei fortlaufend prüfen und gelernte Muster selbstständig ändern und anpassen. So kann neue komplexe Technik näher an den Menschen rücken und in verschiedensten Alltagssituationen zu mehr Lebensqualität beitragen.
Einsatzmöglichkeiten solcher Techniken ergeben sich in vielen Lebensbereichen, so zum Beispiel in der Gesundheit für Anwendungen in der Chirurgie oder in der Physiotherapie, zum Beispiel als intelligentes Trainingsprogramm als Reha-Maßnahme. Auch zur mobilen Smart Home-Steuerung oder als Navigationshilfe sind adaptive Systeme einsetzbar. Jeder kennt etwa die Orientierungslosigkeit beim ersten Besuch in einer Metropole. Eine Lösung entwickelt das Projekt RadAR+ - ein persönlicher Mobilitätsagent hält über Datenbrillen und Smartwatches aktuelle Routeninformationen für den Nutzer unterwegs bereit. Dieses lernt als adaptives Reiseassistenzsystem, ob sein Nutzer die Treppe oder den Fahrstuhl auf dem Weg zu seinem Ziel bevorzugt und verteilt ortsgebundene, zielgenaue Informationen für die Bewältigung des jeweiligen Reiseabschnitts – ob es sich nun um eine Ausstiegserinnerung im Zug oder Bus handelt oder um eine Wegeanweisung im Umsteigevorgang.
Erprobt werden adaptive Systeme auch in der Pflege. Im Alter lässt die kognitive Leistungsfähigkeit nach. Dieser Prozess kann Handlungen des täglichen Lebens behindern oder verzögern. Ziel des Projekts DAAN ist die Umsetzung einer technischen Plattform, die in der Lage ist, sich auf den Alltag eines Menschen einzustellen und ihm auf unaufdringliche Weise Vorschläge für wichtige Handlungen zu machen. Beispielsweise kann das System über Lichtsignale oder Töne den Nutzer darauf aufmerksam machen, dass er ein Glas Wasser trinken sollte oder zum täglichen Spaziergang aufbrechen könnte.
Das BMBF hat im Rahmen des Forschungsschwerpunkts insgesamt 12 Projekte mit zusammen rund 21,5 Millionen bei der Entwicklung von adaptiven, lernenden Systemen gefördert.