In Zeiten, in denen Präsensveranstaltungen nicht möglich sind, bieten virtuelle Lösungen eine gute Alternative. Wie solche Lösungen aussehen können, durften sich die Gewinnerteams des BMBF-Ideenwettbewerbs im HIVE-Lab in Düsseldorf selbst ansehen.
Die Teilnehmerinnen verbrachten einen Tag voller Virtual und Augmented Reality (VR/AR) mit Fokus auf Mensch-Technik-Interaktion.
Einmal selbst durch die Lüfte schweben – diesen Traum vom Fliegen konnten sich die glücklichen Gewinnerinnen des BMBF-Ideenwettbewerbs im HIVE-Lab in Düsseldorf erfüllen. Das Gerät ICAROS simuliert dort Fliegen in VR und kombiniert die Technik mit Wind und einer Duftausgabe für ein besonders realistisches Erlebnis. Der Besuch im Forschungslabor war der erste Preis beim BMBF-Ideenwettbewerb „Souverän in die digitale Zukunft“ auf dem Zukunftskongress 2019. In dem Wettbewerb ging es darum, eine besondere Herausforderung für die Mensch-Technik-Interaktion der Zukunft zu identifizieren und eine passende visionäre Lösung zu entwickeln.
Eine der Gewinnerinnen ist Franziska Braun, die im Projekt NIKA mit ihrem Team die Idee für einen besonderen Roboter entwickelt hat. Er begleitet ältere Menschen als Alltagsassistenz und wird von ihnen als sozialer Partner wahrgenommen. Die Industrial Designerin hat der Mitlauftag im Labor im September 2019 nachhaltig beeindruckt: „Das HIVE-Lab war ein unglaubliches Erlebnis. Alle Mitarbeiter waren sehr engagiert uns möglichst viele Projekte und Technologien zu präsentieren. Insbesondere die VR-Installationen und die vielen neuen Möglichkeiten der User Experience waren sehr beeindruckend und prägend.“
Inhaltlich begeisterte die Teilnehmerinnen ein Workshop zum Thema User-Centered Design, also der nutzerorientierten Gestaltung von Produkten, bei der potentielle Nutzerinnen und Nutzer schon im frühen Prozess der Gestaltung befragt und mit einbezogen werden. In einem weiteren Workshop berichteten die Mitarbeitenden vom HIVE-Lab, wie sie mit einem interdisziplinären Team Konzepte für den Düsseldorfer Aquazoo entwickelt haben, die dem Nutzenden besonders immersive, also als real empfundene, Erfahrungen in VR/AR ermöglichen sollen. Die Konzepte für den Ausstellungsbereich des Zoos werden mit einer App zur Exploration von Exponaten kombiniert.
Außerdem präsentierten die Forschenden im Labor AR-Anwendungen auf mobilen Endgeräten, wie zum Beispiel die Kriegskinder-App für den WDR, die die Besucherinnen sehr ergriff. Wer selbst einmal einen Blick ins HIVE-Lab werfen möchte, sollte sich das Video vom Mitlauftag anschauen.
Das Team vom HIVE-Lab realisiert technische Innovationen, die die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Menschen im Alltag erhöhen sollen. Momentan arbeiten die Forschenden insbesondere an den laufenden BMBF-Projekten NOSTRESS, HIVE, GINA und PraktikApp. Ein Schwerpunkt liegt darauf, komplexe und individuelle VR-Umgebungen und realistische VR-Avatare zu erschaffen, die miteinander kommunizieren.
Auch in Zukunft soll es wieder besondere Mitlauftage im HIVE-Lab für junge Talente geben. Aber die Forschenden wollen noch mehr: Sie arbeiten an Konzepten für ein Bürgerlabor, um den gesellschaftlichen Zugang für angewandte Forschung auf eine breitere Basis zu stellen. Dazu gibt es bereits Kooperationen mit verschiedenen Kultureinrichtungen in Düsseldorf.
Aufgrund der aktuellen Lage sind solche Ideen leider momentan nicht umsetzbar, aber gerade die Forschung im Bereich AR/VR bietet diverse Möglichkeiten, auch über Distanz Nähe zu erfahren. Weil virtuelle Kontakte in Zeiten von Social Distancing essentiell sind, gehen die Forschenden vom HIVE-Lab die damit verbundenen Herausforderungen an. Sie arbeiten beispielsweise an der Realisierung einer intuitiven Kommunikation durch glaubwürdige Avatare in AR und VR.
Ein weiteres Thema sind immersive 3D Meeting-Räume, die mit einer VR-Brille besucht werden können. Dabei verfolgen eine Vielzahl von Sensoren die Bewegungen der Teilnehmer, um realistische, dreidimensionale und authentische Avatare darstellen zu können. Neuland ist dabei das Forschungsfeld, wie die Mimik der Teilnehmer unter einer VR-Brille übertragen wird. Ein neuartiger Prototyp des Projektes HIVE verfolgt mit speziellen Sensoren Augen- und Gesichtsbewegungen unter einer VR-Brille. Künstliche Intelligenz erkennt diese Bewegungen und kann daraus das dreidimensionale Gesicht des Teilnehmers im virtuellen Meeting-Raum wieder rekonstruieren - ganz ohne störende VR-Brille.