Wege zum mikrobiologischen Sichtflug
Die hohe Rate an Patienten, die sich in deutschen Krankenhäusern mit nahezu gegen alle Antibiotika unempfindlichen Erregern anstecken, weist auf nach wie vor verbesserungsbedürftige hygienische Zustände hin. Experten sprechen inzwischen bereits von einem „mikrobiologischen Blindflug“ in deutschen Kliniken. Zwar sind die so genannten „Methicillin resistenten Staphylococcus aureus-Stämme“ (auch oft als MRSA bezeichnet) inzwischen meldepflichtig, doch auch gesunde Menschen – wenn auch bisher sehr wenige – können Träger dieser Keime sein. Erst wenn diese bei Verletzungen oder Operationen unter die Haut gelangen, können sie zu einer Infektion führen. Während sie sich vorher in einem mikrobiologischen Gleichgewicht mit anderen normalen oder „guten“ Hautkeimen befanden, bekommen sie unter Einfluss gängiger Antibiotika einen Selektionsvorteil und vermehren sich dann ungehemmt.
Strikte Eingangsuntersuchungen oder Screeningverfahren zum Auffinden resistenter Stämme können derzeit aufgrund zeit- und personalintensiver Prozesse in Deutschlands Krankenhäusern nicht flächendeckend durchgeführt werden. Daher könnten einfach zu bedienende Geräte zum schnellen und sicheren Nachweis resistenter Keime einen deutlichen Schritt in Richtung effektiver Krankenhaushygiene ermöglichen.
Ziel des Projektes eMDx ist die Realisierung einer automatisierten Multiplex-Analyse für die Molekulardiagnostik in einem Arbeitsschritt, die apparativ unaufwändig und sehr kostengünstig ist. Als erste Anwendung wird der Nachweis von MRSA-Erregern etabliert.
Die Systemlösung bildet alle notwendigen Arbeitsabläufe der Molekulardiagnostik geschlossen ab und kann aufgrund der Integration mehrerer innovativer Technologieaspekte (z. B. Wegfall von Pumpen und Ventilen, Mikrochip-integrierte elektronische Detektion statt optischer Detektion) besonders kostengünstig als Einweg-System umgesetzt werden. Die Kompatibilität zu gängigen Analyseverfahren der medizinischen Praxis ist bei positivem Projektverlauf vollständig gewährleistet, da der Lösungsansatz den kompletten etablierten Arbeitsablauf von der Probennahme bis zur Messwertausgabe umfasst.