Neuroprothese für die Epilepsiediagnose und -therapie
Blitze im Gehirn – so beschreiben Betroffene Epilepsie-Anfälle. Mehr als eine halbe Millionen Menschen leiden in Deutschland unter dieser Krankheit, bei der es immer wieder zu Krampfanfällen ohne erkennbare Ursache kommt. Dafür sind die Auswirkungen für die Patienten umso fataler. Sie reichen von einem deutlich erhöhten Risiko der Arbeitslosigkeit bis hin zur gesellschaftlichen Ausgrenzung. In den Fällen, bei denen eine medikamentöse Behandlung wirkungslos ist, muss der betroffene Gehirnbereich operiert werden. Die dafür notwendige genaue Diagnose vor dem operativen Eingriff erfordert eine kontinuierliche Messung der elektrischen Gehirnaktivitäten über mehrere Stunden bis Wochen. Im Rahmen dieser Epilepsiediagnostik werden auch Elektroden implantiert, um genaue Informationen über den räumlichen und zeitlichen Verlauf der epileptischen Entladungen zu erhalten. Aufgrund der implantierten Elektroden und der Durchleitung der Messkabel durch die Schädeldecke besteht in dieser Zeit jedoch ein erhöhtes Komplikationsrisiko durch Infektionen und Blutungen.
Das Projekt incrimp entwickelt vor diesem Hintergrund neuartige Komponenten, basierend auf Mikrosystem- und Nanotechnologie. Auf diese Weise soll ein vollständig unter das Schädeldach implantierbares System mit drahtloser Energie- und Signalübertragung realisiert werden. Das angestrebte Ergebnis: Eine sichere elektrophysiologische und neurochemische Langzeitüberwachung. Das erhöhte Komplikationsrisiko durch Kabelverbindungen in der Kopfhaut wird dabei genauso umgangen wie erstmals die Voraussetzungen geschaffen werden, kontinuierliche Hirnaktivitätsmessungen über einen Zeitraum von mehr als 30 Tagen durchzuführen. Das System kann längerfristig auch zur therapeutischen Hirnstimulation verwendet werden. Damit erschließt incrimp besonders innovative Wege in der Diagnose und Therapie von Epilepsie.