Mehr Teamwork für neue Mobilitätskonzepte

Als Mobilitätsgarant erfreut sich das Automobil seit Jahrzehnten großer Beliebtheit. Mit dem Auto erreicht man jederzeit jeden Ort in der Stadt und auf dem Land. Doch ist das Auto in Zeiten der Klimakrise noch zeitgemäß? Welche Mobilitätskonzepte gibt es, von denen auch Menschen ohne Führerschein profitieren? Dies und mehr diskutierten Forschende aus BMBF-Förderprojekten zu „vernetzter Mobilität“.

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Beim Vernetzungstreffen der Förderbekanntmachung „Individuelle und adaptive Technologien für eine vernetzte Mobilität“ am 22. Juni 2022 diskutierten die Mitglieder der fünf geförderten Verbundprojekte über ihre Zwischenergebnisse. Das Treffen wurde auch genutzt, um verschiedene Mobilitätskonzepte zu thematisieren. Den Anstoß dazu lieferte Mobilitäts-Expertin Katja Diehl in ihrer Keynote.

Neue Mobilitätskonzepte für mehr Lebensqualität

Katja Diehl ist Autorin des aktuellen Spiegel Beststellers „Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt“. In ihrer Keynote mit dem Titel „Kernkompetenz ist Queen“ gab sie beim Vernetzungstreffen einen umfassenden Einblick in ihre Arbeiten zum Thema Mobilitätswende. Sie glaubt, dass die unter anderem zur Abwendung der drohenden Klimakrise notwendige Mobilitätswende nur gelingen kann, wenn bei deren Umsetzung die Interessen aller Menschen einbezogen werden.

Aktuell deuteten die hierzulande etwa 49 Millionen zugelassenen Automobile auf einen starken Hang der Deutschen zum Auto hin. Demnach überrasche es auch nicht, wenn viele den Begriff Mobilitätswende mit der reinen Elektrifizierung von PKWs gleichsetzen. Frau Diehl belegte jedoch anhand vieler Beispiele, dass viele nur aus Mangel an Alternativen am Auto festhalten. Das Automobil sei als alleinige Mobilitätsoption nicht zukunftstauglich, nicht zuletzt, weil es die Interessen von Menschen ohne Führerschein außer Acht lasse.

Tatsächlich sei die „Autozentrierte Stadt“ als Paradigma der Nachkriegsjahre inzwischen überholt. Der private PKW sei in der Anschaffung und in der Wartung oft sehr teuer und werde im Durchschnitt nur etwa 45 Minuten pro Tag genutzt. Außerdem seien die Autos gemessen an der Anzahl ihrer Insassen überdimensioniert und würden in der Stadt zu viel Lebensraum blockieren. Ziel müsse es daher sein, sinnvolle, öffentliche Alternativen zu schaffen, die gleichzeitig die Lebensqualität in den Städten erhöhen. Das reine Motivieren der Verkehrsteilnehmenden zur Nutzung dieser Alternativen reiche dabei allein nicht aus, es sei auch Regulation nötig.

Wichtige Impulse für die Mobilitätswende aus der Forschung

Passend zu den in der Keynote geforderten Alternativen zum Automobil stellten im Anschluss die insgesamt fünf vom BMBF-geförderten Forschungsprojekte ihre Arbeiten vor. Sie arbeiten unter anderem an Konzepten, die die Attraktivität von öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern sollen: Im Projekt U-hoch-3 entwickeln Forschende ein Assistenzsystem, das die Auslastung in öffentlichen Verkehrsmitteln ermitteln und den Anschluss bei Umstiegen sichern soll. Außerdem entsteht im Projekt MaaS_LABS eine „Mobility as a Service“ Plattform, die einen On-Demand-Busverkehr ermöglicht.

In der Förderlinie entstehen aber auch alternative Fortbewegungs- bzw. Transportmittel: Das im Projekt Kamäleon konzipierte Leichtfahrzeug erkennt die gerade befahrene Verkehrsfläche – beispielsweise Gehweg, Radweg oder Straße – und passt die zulässige Höchstgeschwindigkeit daran an. Auch im Projekt SteigtUM entstehen elektrische Kleinfahrzeuge und eine automatisierte Verleih- und Ladeinfrastruktur, die es Menschen erlaubt, die Fahrzeuge bequem über das Smartphone zu entleihen und so die Möglichkeiten öffentlicher Verkehrsmittel zu erweitern. Im Projekt UrbANT steht hingegen der Transport von großen und schweren Gütern im Vordergrund. Ein elektrisch angetriebenes Mikromobil, das dem Menschen automatisch folgt, soll hierbei in Zukunft sinnvoll unterstützen.

Während der Projektvorstellungen zeigte sich, dass viele der auch in der Keynote benannten Anforderungen an neue Mobilitätsangebote bereits von den Forschenden aufgegriffen oder bearbeitet werden. Hierzu gehört etwa die Sicherheit für den Menschen, die Bezahlbarkeit der Angebote, die Beförderung von Tür zu Tür und die Integrierbarkeit neuer Systeme in bestehende ÖPNV-Angebote.

Weitere Informationen:

https://www.interaktive-technologien.de/foerderung/bekanntmachungen/vmo