Am 14. November 2018 präsentierten sich in einer Session des Referats 522 „Mensch-Technik-Interaktion“ drei zukunftsweisende Förderprojekte. Außerdem wurde die brandneue Bekanntmachung „Robotische Systeme für die Pflege“ vorgestellt.
Die Digitalisierung ist eine feste Größe in der Medizintechnik. Wie ein roter Faden zieht sie sich durch die zahlreichen Angebote in den großen Hallen. Im Vergleich dazu ist die Digitalisierung in der Pflege noch ein zartes Pflänzchen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung vertritt das Thema Pflege auf der MEDICA bereits seit 2014. Dieses Mal stand der Themenschwerpunkt „Robotische Systeme“ im Fokus des Austauschs.
Die Session auf der gut besuchten Green Stage in Halle 15 eröffnete Frau Gabriele Albrecht-Lohmar vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Referat 522. Nach einem kurzen Überblick zu den Aktivitäten des Ministeriums im Bereich Pflege und Technik lenkte sie die Aufmerksamkeit auf die Veröffentlichung der neuen Förderbekanntmachung „Robotische Systeme für die Pflege“.
Wie kommt der Roboter in die Pflege? Dieser Frage ging Maxie Lutze vom Projektträger anschließend nach und gab einen Überblick zur Genese der Robotik in der Pflege und den Hintergründen der neuen Förderlinie.
Wie ein Roboterarm künftig Personen, die von ALS betroffen sind, ein wenig Autonomie ermöglichen könnte, präsentierte Marius Greuèl von der Pflegewerk Berlin GmbH. Im Projekt ROBINA entwickelt er gemeinsam mit weiteren Partnern ein System, das die Selbstständigkeit pflegebedürftiger Personen unterstützt und zwar folgendermaßen: Betroffene können spezifische Aufgaben der Assistenzpflege, wie das Anreichen eines Getränks oder das Kratzen juckender Körperpartien, von dem robotischen Assistenten ausführen lassen. Im Projekt wird interprofessionell auch daran gearbeitet, individuelle Steuerungsoptionen, wie Arm-, Sprach-, Gesten- und Augensteuerung, zu ermöglichen, um so den sich ändernden motorischen Fähigkeiten der Betroffenen gerecht zu werden.
Damit Intensivpatienten möglichst früh ihre Mobilität zurückgewinnen, entwickelt das Projekt „MobIPaR“ ein robotisches System, das an ein Bett montiert wird. Dr. Alexander König, CEO des 2014 gegründeten Unternehmens ReActive Robotics GmbH, erläuterte, wie dadurch Pflegekräfte und Physiotherapeuten körperlich entlastet werden können. Die neue Art der Mobilisierung mindert gleichzeitig die Gefahren für Patientinnen und Patienten bei der Frühmobilisierung. So wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt und negative Begleiterscheinungen der Bettlägerigkeit können gemindert werden. Gemeinsam mit den Partnern hat sich das Projekt vorgenommen, die Bedienung intuitiv zu gestalten und die Unterstützung passgenau auf Pflegekräfte und Intensivpatienten abzustimmen.
Dr. Athanasios Karafillidis von der Helmut Schmidt Universität in Hamburg stellte in seinem Vortrag dar, dass auch die Pflege künftig von einer Robotik zum Anziehen, wie Exoskelette auch genannt werden, profitieren kann. Er unterstrich, dass der bloße Übertrag exoskelettaler Systeme von der Industrie auf die Pflege nicht sinnvoll ist. Die Unterstützungsform ist vielmehr abhängig von den auszuführenden Aufgaben und kann unterschiedliche Körperregionen oder Unterstützungsgrade einschließen. Aus der Feldforschung ist bekannt, dass vor allem der untere Rücken von Pflegekräften gestärkt werden muss, um Entlastung beim Heben und beim Transfer zu erreichen.