Mentale Schreibmaschinen für gelähmte Patientinnen und Patienten
Neurologische Erkrankungen wie ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder Schlaganfälle können zu so schweren Lähmungen von Patientinnen und Patienten führen, dass sie ohne Hilfsmittel nicht mehr mit ihrem Umfeld kommunizieren können. In Extremfällen kommt es zum Locked-In-Syndrom, einem Zustand der vollständigen Lähmung bei erhaltenem Bewusstsein.
Übliche Assistenzsysteme zur Kommunikation basieren auf Körperfunktionen wie der Atmung oder der Augenbewegung, die jedoch bei einigen Patientinnen und Patienten nicht mehr willkürlich gesteuert werden können. Im Projekt soll ein Kommunikationssystem entwickelt werden, das elektrische Signale des Gehirns über eine Kappe aufnimmt und auswertet und so beispielsweise erkennen kann, welchen Buchstaben auf einem Bildschirm die Patientin oder der Patient betrachtet. Für Locked-In-Patienten ohne Kontrolle ihrer Augenbewegung soll zusätzlich zu einer visuellen, mentalen Schreibmaschine auch eine akustische Methode implementiert werden (auditorische mentale Schreibmaschine).
Besonders herausfordernd ist die Umsetzung dieser – unter kontrollierten Laborbedingungen mit fachkundiger Betreuung bereits funktionierenden – Technologie in eine Anwendung, die für die Patientinnen und Patienten im Alltag zuverlässig funktioniert, und zwar auch mit hinreichend gutem Tragekomfort. So müssen beispielsweise neuartige Elektroden mit kabelloser Datenübertragung entwickelt werden, um eine zuverlässige Funktion über einige Stunden hinweg gewährleisten zu können.
Die Entwicklungen im Projekt BCI live zielen zudem auf die Schaffung eines Kommunikationssystems ab, das auch bei Patientinnen und Patienten mit partiellen Hirnschädigungen eingesetzt werden kann und sich an individuelle Gegebenheiten anpassen lässt. Das System muss in die Lage versetzt werden, sich selbständig an sich ändernde Randbedingungen wie austrocknende Elektroden oder Veränderungen von deren Position anzupassen.
So lässt sich erreichen, dass das System alltagstauglich ist und von hierfür nicht speziell geschultem Pflegefachpersonal eingesetzt und betreut werden kann. Ethische Aspekte, die mit dem Einsatz solcher Systeme einhergehen, werden von den Partnerinnen und Partnern im Projekt berücksichtigt.