Der Mensch im Vordergrund: Partizipative Technikentwicklung für und mit pflegenden An- und Zugehörigen

Wie gelingt partizipative Technikentwicklung für und mit pflegenden An- und Zugehörigen? Darüber tauschten sich am 18. September 2024 rund 60 Expertinnen und Experten im Rahmen eines Vernetzungstreffens in Berlin aus. Gleichzeitig informierten die Projektkonsortien über ihre aktuellen Forschungsergebnisse.

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Die Projektteams der Förderbekanntmachung „Technologiegestützte Innovationen für Sorgegemeinschaften zur Verbesserung von Lebensqualität und Gesundheit informell Pflegender“ (PAZ) berücksichtigen unter der Koordination des Begleitprojekts PiTiPS nicht nur wissenschaftliche, sondern auch praktische Perspektiven bei der Entwicklung digitaler Innovationen für pflegende An- und Zugehörige. Daher nahmen auch Mitglieder des Bürgerbeirats, der die Fördermaßnahme als nichtwissenschaftliches Gremium begleitet, an der Vernetzungsveranstaltung teil.

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Den Auftakt der hybriden Vernetzungsveranstaltung machte Sibylle Quenett, Leiterin des Referats „Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität; Medizintechnik“. Sie betonte, dass die Veranstaltung auf die Vernetzung der Projekte und den wissenschaftlichen Austausch untereinander abziele. Zudem verwies sie auf den Bürgerbeirat als zentrales Element der Bekanntmachung und hob hervor, dass die Technologieforschung einen wichtigen Beitrag für die Entlastung der informellen Pflege leisten kann. Im Anschluss begrüßte die Koordinatorin des Begleitprojekts PiTiPs, Prof. Dr. Nicole Jochems von der Universität Lübeck, die Teilnehmenden.

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Maxie Lutze vom Projektträger VDI/VDE-IT stellte die Agenda vor und führte als Moderatorin durch die gesamte Veranstaltung.

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Die Eröffnungskeynote von Herrn Prof. Dr. Matthias Drossel, Professor für angewandte Gesundheitsversorgung an der Hochschule Hof, wurde als Video-Präsentation eingespielt. Sie fokussierte das Thema „Sorgegemeinschaften – Herausforderungen und Chancen?“ Prof. Drossel betonte das Potenzial wohnortnaher Versorgungskonzepte, die auf innovative, technologiebasierte Gesundheitsversorgung setzen und ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger einbeziehen.

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Es folgten die Ergebnispräsentationen der Verbundvorhaben der Bekanntmachung. Den Auftakt machten Vertreterinnen und Vertreter des Begleitprojekts PiTiPS.  Sie stellten nicht nur ihre Erkenntnis-Highlights vor, sondern führten die Teilnehmenden zudem live durch ihr digitales PartizipationsHub. Über diese Plattform können sich die Forschungsprojekte der Bekanntmachung über praktische Methoden und theoretische Ansätze der partizipativen Forschung austauschen.

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Im Anschluss präsentierten die anwendungsorientierten Projekte ihren jeweiligen Arbeitsstand und die bislang gewonnenen Projekterkenntnisse. Sie gaben darüber hinaus Einblick in ihre Forschungsansätze und machten noch einmal die gezielte Einbindung von pflegenden An- und Zugehörigen deutlich.

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Thematisiert wurden auch KI-generierte Bilder zur Visualisierung der Projektinhalte: Dabei wurde deutlich, dass die erzeugten Visualisierungen die Projektthemen nur sehr oberflächlich erfassen können und dabei viele Klischees reproduzieren. So werden Pflegende zumeist weiblich und Personen mit Beeinträchtigungen häufig im Rollstuhl dargestellt. Dies regte zur Diskussion an und führte zu der Erkenntnis, dass die Projektverantwortlichen ihre Zielgruppen bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz präziser umschreiben sollten.

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Die Teilnehmenden nutzten die Pausen zum Austausch und zur Vernetzung. Hier konnten sie im direkten Gespräch Herausforderungen der Projektbearbeitung diskutieren und Synergien finden. 

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Prof. Andreas Bischof von der TU Chemnitz machte in seiner Keynote zum Thema „Potenzial und Grenzen partizipativer Forschung“ deutlich, dass das Thema der Bekanntmachung zukunftsweisend sei: Partizipation werde künftig einen zentralen Platz in der Forschung einnehmen.

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Während der Projektpräsentationen hatten alle online und offline Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen an die Projektverantwortlichen zu stellen, die im Rahmen einer „Fragen-Tombola“ beantwortet wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die Zielgruppe der entwickelten technischen Lösungen sehr motiviert mitwirkt. Die Teilnehmenden vermuten, dass das daran liegen könnte, dass Pflegetätigkeit gesellschaftlich wenig honoriert werde. Daher werde ein Raum, in dem pflegende An- und Zugehörige gesehen werden und auf weitere Personen in ähnlichen Situationen treffen, gern angenommen.

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Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden an einem von fünf Workshops partizipieren. Workshop 1 mit dem Thema „AlterPerimentale: Partizipative Praxisforschung im ländlichen Raum“ befasste sich mit den Voraussetzungen, Herausforderungen und Lösungsansätzen partizipativer Forschung.

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In Workshop 2 suchte das Projekt MEAPP mittels LEGO® Serious Play® kreative Lösungsansätze für Fragestellungen, die die Projektverantwortlichen in vergangenen Workshops für ihre Plattform identifiziert hatten.

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„Analoge und digitale Netzwerke – wie geht das zusammen?“ war die Fragestellung, mit der sich die Teilnehmenden in Workshop 3 auseinandersetzten. Nach einem kurzen Input zur sozialen Unterstützung, egozentrierten Netzwerken und dem Zusammenhang zwischen Netzwerken und persönlicher Gesundheit, erhielten die Teilnehmenden die Aufgabe, entweder in Form eines Interviews oder in Einzelarbeit ihr persönliches Netzwerk aufzuzeichnen. Anschließend besprachen die Teilnehmenden die unterschiedlichen Aspekte der einzelnen Netzwerke und Netzwerkbereiche mit großer Offenheit.

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Workshop 4 befasste sich mit der Frage, inwiefern Wissenschaftskommunikation und kollaboratives Schreiben partizipative Forschungsvorhaben beeinflussen können. Dabei lernten die Teilnehmenden Techniken und Regeln kollaborativen Schreibens kennen.

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Die Teilnehmenden des Workshops 5 diskutieren die Chancen und Herausforderungen des Forschungsbereichs partizipativer Technikentwicklung. Aufgrund der  verschiedenen Perspektiven der beteiligten Personen entstand eine lebhafte Diskussion. Vertreterinnen und Vertreter des Begleitprojekts PiTiPS nahm die genannten Aspekte auf und formulierte daraus Thesen, die im weiteren Diskurs adressiert werden können.

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Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema „Generative Künstliche Intelligenz – die Zukunft in der Forschung?“. Hierzu gab Prof. Christoph Kunze, Professor für assistive Gesundheitstechnologien an der Hochschule Furtwangen, einen kurzen Impuls. Simone Ehrenberg-Silies vom Projektträger VDI/VDE-IT moderierte die Diskussion, an der neben Prof. Andreas Bischof und Prof. Nicole Jochems auch die KI-Expertin Lajla Fetic vom appliedAI Institute for Europe teilnahm.

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