Am 26. September 2024 kamen die Forschenden aus den Projekten der BMBF-Förderbekanntmachung „KI-basierte Assistenzsysteme für prozessbegleitende Gesundheitsanwendungen“ (KIAS) zu einem virtuellen Vernetzungstreffen zusammen. Im Fokus stand der Austausch über Chancen und Herausforderungen beim Einsatz von KI-Systemen im klinischen Bereich.
Die 14 Verbundprojekte der Förderbekanntmachung KIAS gehen der Frage nach, wie Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) organisatorische und administrative Abläufe in Krankenhäusern verbessern können.
Die Verbünde forschen seit etwa zwei Jahren. Während die Projektideen beim Auftakttreffen im März 2023 in Augsburg noch überwiegend theoretisch vorgestellt und diskutiert wurden, konnten nun beim Treffen im September erste Zwischenergebnisse anhand von Kurzpräsentationen gezeigt werden. Im Projekt KIARA entsteht beispielsweise ein KI-unterstütztes System, mit dessen Hilfe künftig automatisierte OP-Berichte erstellt werden sollen. Einem anderen Anwendungsfall widmet sich das Projekt CONNECT_ED. Hier hilft KI dabei, den Informationsaustausch zwischen Rettungsdienst und Notaufnahme zu verbessern, so dass alle relevanten Patientendaten dem OP-Team vorliegen, noch bevor der Rettungswagen am Krankenhaus eintrifft. Weitere Projektvorstellungen und Hintergründe zur Bekanntmachung finden Sie hier.
Als thematischer Einstieg in die Veranstaltung diente die Keynote von Dario Antweiler vom Fraunhofer-Institut IAIS. Herr Antweiler stellte in seinem Vortrag das Förderprojekt Smart Hospital NRW vor, in dem seit 2021 Anwendungsfelder für KI in Krankenhäusern erforscht werden. Ähnlich wie die KIAS-Bekanntmachung zielt das Projekt darauf ab, den Arbeitsalltag im Krankenhaus durch KI effizienter zu gestalten: Gelingen kann dies beispielsweise durch Text-KIs zur Unterstützung bei der Erstellung von Arztbriefen oder intelligente Sprachsteuerungen, die es Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, OP-Geräte freihändig zu bedienen. Auch Sensorsysteme wie intelligente Matten zur Erfassung und Auswertung von Schlafdaten werden erforscht. Antweiler betonte, dass es entscheidend sei, den KI-Einsatz in Krankenhäusern ganzheitlich zu planen und eng mit den bestehenden Prozessen zu verknüpfen. Neben der Technologieentwicklung müsse das Krankenhausumfeld berücksichtigt werden: Teams müssten nicht nur auf den KI-Einsatz vorbereitet werden, es seien zudem geeignete Qualifikationen zu entwickeln und mögliche Anpassungen im Geschäftsmodell vorzunehmen. Mit einem eigens entwickelten Selbsttest könne jedes Krankenhaus überprüfen, wie „KI-bereit“ es ist und welche Schritte zur Implementierung noch notwendig sind.
Eine wesentliche Grundlage für KI-Systeme sind strukturierte Daten. Solche Daten ermöglichen es, klinische Prozesse deutlich zu beschleunigen und automatisierte Anwendungen, wie die oben genannte Erstellung von Arztbriefen, zu unterstützen. Denn allein in Deutschland werden jährlich etwa 150 Millionen Arztbriefe verfasst. Doch Ärztinnen und Ärzte erstellen Befunde und Dokumentationen häufig immer noch händisch und speichern die Daten nicht interoperabel, so dass sie für KI-Systeme kaum nutzbar sind. Die Forschenden sehen daher großen Bedarf, sowohl an der besseren Verfügbarkeit von Daten als auch an Methoden zur Aufbereitung handschriftlicher Dokumente, um diese zukünftig für KI-Anwendungen nutzbar zu machen.
Ein Krankenhausinformationssystem (KIS) ermöglicht den zentralen Zugriff auf patienten- und klinikbezogene Daten. Im Idealfall lässt sich mithilfe eines KIS die Qualität der Patientenversorgung überwachen und verbessern. So können durch ein intelligentes Datenmanagement beispielsweise die Kommunikation zwischen den Abteilungen gefördert oder Doppeluntersuchungen vermieden werden. Dennoch bestehen aktuell oft Insellösungen, da Anbieter von KIS selten auf offene Systeme setzen. Schnittstellen werden, wenn überhaupt, nur gegen hohe Lizenzgebühren bereitgestellt. Zudem sind die KIS aufgrund der föderalen Strukturen in Deutschland an 16 unterschiedliche Datenschutz- und Krankenhausgesetze gebunden. Die mangelnde Interoperabilität erschwert es, KIS effektiv in die Krankenhausinfrastruktur zu integrieren und unterstreicht die Notwendigkeit gemeinsamer Standards für eine erfolgreiche Umsetzung von KI-Anwendungen. Auch hier besteht aus Sicht der Projekte weiterer Forschungs- und Beratungsbedarf.
Die Projektverbünde werden voraussichtlich Mitte 2025 zu einem Abschlusstreffen zusammenkommen.