Intelligente technische Systeme durchdringen inzwischen alle Lebenswelten. Das Beispiel Mensch-Technik-Interaktion zeigt, dass die technische Vernetzung der Gesellschaft viele verschiedene Disziplinen betrifft und technische Probleme immer komplexer werden. In der Folge lassen sich entsprechende Lösungen immer seltener monodisziplinär erarbeiten.
Integrierte Forschung will dieser erhöhten Komplexität Rechnung tragen und nicht nur zahlreiche technische und wissenschaftliche Disziplinen in den Entwicklungsprozess technischer Innovationen einbeziehen. Das neuartige wissenschaftliche Konzept geht einen Schritt weiter und berücksichtigt zudem die Perspektiven von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
So wollen integriert Forschende weit über Befragungen von Nutzenden hinaus die Bedeutung und Folgen der Technologien für die Anwendenden bereits in deren Entwicklung mit einbeziehen. Das erlaubt ihnen, nicht nur die Qualität der Innovationen zu verbessern, sondern auch deren Absatzchancen und Akzeptanz zu erhöhen. Denn Ziel des integrierten Forschungsansatzes ist auch die Verbesserung der Anschlusspunkte zwischen Forschungs- und Einsatzgebieten.
Die hohe Komplexität heutiger Probleme erfordert aber nicht nur eine quantitative Steigerung der einzubeziehenden Blickwinkel, sondern auch eine qualitative Verbesserung der inter- und transdisziplinären Kooperation. Durch die Neugestaltung der Zusammenarbeit soll ein reichhaltigeres Bild und somit ein Mehrwert entstehen. Der Grundgedanke dahinter ist die Annahme, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile sei.
Technik wird zwar ein sehr großes Potenzial zur Lösung sozialer Probleme zugesprochen. Aber integriert Forschende betrachten zunächst die soziale Problemlage an sich und suchen in der Folge ergebnisoffen nach passenden Lösungen. Und da diese Lösungen nicht zwangsläufig technischer Natur sein müssen, verhindert das integrierte Forschungskonzept, dass Technik nur um ihrer selbst willen entwickelt wird. Gleichzeitig birgt diese ganzheitliche Forschungsperspektive ein wesentlich größeres Innovationspotenzial.
ELSA ist das Akronym für „Ethical, Legal, and Social Aspects“. Demnach berücksichtigen ELSA-Forschende stets die ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen ihrer technischen Entwicklungen. Die Forschungsprojekte des BMBF im Bereich „Mensch-Technik-Interaktion“ waren lange Zeit als reine Technikprojekte angelegt. Ihnen wurde pro Fördermaßnahme ein ELSA-Begleitprojekt zur Seite gestellt.
Integriert Forschende sind jedoch der Ansicht, dass ELSA bei technischen Entwicklungen rechtzeitig und unmittelbar und nicht nur „begleitend“ berücksichtigt werden müssen. Denn die unmittelbare Einflussnahme auf den Forschungsprozess ermöglicht die Beleuchtung des Themas von allen Seiten und resultiert in einem größeren Praxisbezug und somit in einem besseren Ergebnis.
Daher rief das BMBF das Cluster Integrierte Forschung ins Leben. Die Forschenden erhielten den Auftrag, die Methodik der integrierten Forschung zu erforschen, weiterzuentwickeln und Strukturen für deren wissenschaftliche Etablierung zu schaffen. Dazu reflektieren sie in zahlreichen Projektverbünden, wie Akteure mit ihren verschiedenen Perspektiven nachhaltiger kooperieren und gemeinsam etwas Ganzheitliches entwickeln können.
In sogenannten „Living Labs“ erproben sie entsprechende Methoden, Strukturen und erste Schritte. Dank der engen Vernetzung innerhalb des Clusters fließen die von den einzelnen Projekten identifizierten „Good Practices“ jeweils in die anderen Clusterprojekte ein. So können alle Akteure ihre Erfahrungen mit integrierter Forschung kontinuierlich erweitern.
Die elf Projektverbünde des Clusters Integrierte Forschung sind in drei Teilcluster aufgeteilt:
Teilcluster 1 | Teilcluster 2 | Teilcluster 3 |
DIGITALE LEBENSWELTEN |
KOLLABORATIVE INTERVENTIONEN |
PERSPEKTIVEN OFFENER WISSENSCHAFTEN |
Einflussnahme von Technikreflektion auf Technikgestaltung (LeDiLe) |
Berücksichtigung von ethischen und sozialen Aspekten in der Forschung (ESTER) |
Ethische Aspekte von KI in Forschungsprozessen verankern (ANKER) |
Orientierungshilfen für die Gestaltung gelingender Mensch-Roboter-Relationen (OrDiLe) |
Erweiterung der Co-Creation-Methoden |
KI-Interventionen zur Verbesserung von Online-Diskursen (IndI) |
Stärkung digitaler Souveränität (SoDiLe) |
Rechtliche Beratung bei Technikentwicklung (RechTech) |
Inklusive Partizipation an der Technologieentwicklung (INPART) |
Künstliche Intelligenz und Bürgerbeiräte (KIB) |
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Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft optimieren (UWIGO) |
Website des Clusters Integrierte Forschung
Publikation des Clusters Integrierte Forschung