Unbeschwert urban unterwegs – drei Ansätze zur Förderung der ÖPNV-Nutzung
Das U-hoch-3-Team hat ein Assistenzsystem zur Förderung der ÖPNV-Nutzung entwickelt: Es informiert über die Auslastung ausgewählter Fahrzeuge und übermittelt Anschlusswünsche der Fahrgäste bei Umsteigeverbindungen. Außerdem hat es erprobt, wie Einkäufe per Roboter zu einem Abholpunkt gebracht werden können.
Zwei Drittel der in Städten zurückgelegten Wege entfallen auf Freizeitaktivitäten, Einkäufe oder private Erledigungen. Die Gründe, warum Menschen für diese Wege keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, sind vielfältig: Der Transport von Einkäufen oder Gepäck kann in öffentlichen Verkehrsmitteln unbequem sein. Insbesondere zu Stoßzeiten werden volle Bahnen und Busse oft auch zur Belastungsprobe. Bei hoher Auslastung ist zudem unsicher, ob ausreichend Mehrzweckflächen für Fahrräder, Rollstühle oder Einkäufe zur Verfügung stehen. Außerdem führen oft schon geringe Verspätungen zu verpassten Anschlüssen, da wartende Verkehrsmittel nicht über Anschlusswünsche der Fahrgäste informiert sind.
Daher hat das im Projekt U-hoch-3 forschende Team ein Assistenzsystem entwickelt, das die ÖPNV-Nutzung erleichtert, planbarer macht und so die Attraktivität des ÖPNV erhöht:
Belegungszustand
Frühzeitige Informationen zum Belegungszustand der Fahrzeuge sollen die Sorge um einen freien Sitzplatz mindern und die Nutzbarkeit der Mehrzweckflächen im Fahrzeug verbessern. Dazu haben die Forschenden Fahrzeuge mit Sensoren ausgestattet, die neben Personen auch Objekte erfassen und die Zähldaten in Echtzeit übermitteln. Das System verrechnet weitere Informationen wie Wetter und Schulferien, um die Belegung der Fahrzeuge mit Personen zu prognostizieren. Die App des Verkehrsverbunds stellt außerdem die tatsächliche Belegung mit Fahrrädern dar. Um das Einsteigen zu erleichtern, gibt die elektronische Anzeige an der Haltestelle die Fahrradbelegung der Mehrzweckflächen sogar türgenau an.
Anschlusssicherung
Kunden, die umsteigen müssen, hatten bislang keine direkte Möglichkeit, den Verkehrsunternehmen für sie relevante Anschlüsse mitzuteilen. Verkehrsunternehmen mussten sich hierbei auf allgemeine Erfahrungswerte verlassen. Nun können Fahrgäste ihre Anschlusswünsche in der App übermitteln. Die Verkehrsunternehmen erhalten so die Chance, Anschlüsse zu sichern und die ermittelten tatsächlichen Bedarfe in künftigen Fahrplänen zu berücksichtigen.
Lieferdienst
Damit die ÖPNV-Nutzenden ihre Einkäufe nicht nach Hause mittransportieren müssen, hat das Forschungsteam einen Lieferdienst konzipiert und untersucht. Es hat Roboter erprobt, die Einkäufe in einem Einkaufszentrum einsammeln und zur Abholung an einen zentralen Ort bringen. Weiterhin haben die Forschenden Konzepte für den Warentransport in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie für Lieferstationen entwickelt. So vermeidet dieser Dienst zusätzlichen Lieferverkehr.
Die Ansätze zur Belegungsinformation und Anschlusssicherung sollen nach Projektende in einen zwölfmonatigen Probebetrieb gehen, bevor entschieden wird, ob sie dauerhaft in Betrieb bleiben. Außerdem sollen weitere Fahrzeuge mit moderner Sensorik ausgestattet und die Objekterkennung auf weitere Kategorien wie Rollstühle und Kinderwagen ausgedehnt werden. Die in einem Einkaufszentrum gewonnenen Erkenntnisse zum Einsatz autonomer Roboter im öffentlichen Raum lassen sich auf den Außeneinsatz in Innenstädten übertragen. Die im Projekt erarbeiteten Lieferstationen sollen in der Stadt Kassel errichtet werden, z. B. an der Markthalle.