Spielend durch den Behördendschungel
Egal ob bei der Geburt eines Kindes, einem Umzug oder in einer sozialen Notlage: der Gang zur mit der öffentlichen Verwaltung ist gesetzt, es müssen vielfältige Angaben zur Person gemacht werden. Oftmals ist unklar, was dann mit den Daten geschieht oder auch welche Daten den Ämtern bereits vorliegen. Das Projekt DigS-Gov beschäftigte sich mit der Frage, wie sich die digitale Souveränität des Individuums im Kontext von Verwaltungsleistungen verbessern lässt. Hierzu wurden Informations- und Interaktionsangebote entwickelt, die den Informationsbedarf hinsichtlich Daten und Datentransfer in den Lebenslagen Geburt, Umzug und soziale Notlage stillen, sodass Bürgerinnen und Bürger in diesem Kontext digital souverän handeln können.
Mit der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes, kurz OZG, erhebt die öffentliche
Verwaltung in Zukunft mehr Daten in digitaler Form. Dabei soll perspektivisch jedoch das Once-Only-Prinzip bei der Interaktion mit Bürgerinnen und Bürgern gelten, sodass Daten möglichst nur einmal erhoben und von verschiedenen Verwaltungen nachgenutzt werden können. Bürgerinnen und Bürger äußern jedoch Vorbehalte gegenüber der Datenhaltung bei der öffentlichen Verwaltung und bemängeln Intransparenz bei der Datenweitergabe oder fehlende Möglichkeiten des Widerspruchs.
Im Projekt DigS-Gov konnte diese Lücke mit nutzerzentriert entwickelten Informations- und Interaktionsangebote geschlossen werden. Es wurden neue digitale und gebrauchstauglicher Interaktionsformen zum selbstbestimmten und reflektierten Umgang mit Daten und digitalen Technologien im Rahmen menschzentrierter Gestaltungsprozesse analysiert. Die Forschenden entwickelten und testeten im Projektverlauf fünf solcher Ansätze. Sie decken die Bereiche Visualisierung und Micro-Learning (Information), Simulation und Gamification (Interaktion) sowie Entscheidung und Feedback (Transaktion) ab, um Nutzende anzuregen, ihr eigenes Verhalten wie auch konkrete Handlungsoptionen zu reflektieren.
Ziel ist es, die Prototypen als Open-Source-Lösung zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise können diese zunehmend im Alltag durch öffentliche Verwaltungen genutzt werden. Dienstleistungen wie ein Zuschnitt auf spezifische Behörden oder ein Hosting wären denkbar. Künftig möchten die Forschenden aber auch weiterreichenden Fragestellungen nachgehen: Wie können Informationsangebote bundesweit auf Verwaltungswebsites angeboten werden? Welche Wirkung haben die Informationsangebote langfristig auf die digitale Souveränität der Bürgerinnen und Bürger – auch in anderen Kontexten? Und verbessern Informationsangebote dieser Art das Vertrauensverhältnis der Bürgerinnen und Bürger zur Verwaltung?