Unabhängig leben mit Assistenzrobotik für ALS-Patienten
Im Projekt ROBINA wurde ein intuitiv bedienbares Robotersystem für Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) entwickelt. Für Betroffene bedeutet der Einsatz der Technik mehr Unabhängigkeit in der Alltagsbewältigung und einen verbesserten Zugang zu einem selbstbestimmten Leben, für Angehörige und Fachkräfte eine Entlastung im pflegerischen Alltag.
Der Krankheitsverlauf der ALS ist gekennzeichnet durch einen zunehmenden Autonomieverlust bei den Betroffenen. In der Folge wächst der Bedarf an einer kontinuierlichen pflegerischen Begleitung durch Angehörige oder Fachpflegedienste. Die Motivation bestand deshalb darin, ein dem individuellen Bedarf angepasstes und technisch ausgereiftes Hilfsmittel in der Gestalt eines einfach zu bedienenden Robotersystems zu entwickeln. Dieses zeichnet sich durch vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten aus, wie das Anreichen von Getränken und Gegenständen sowie das Stillen eines Juckreizes. In der eigenen Häuslichkeit eingesetzt, bedeutet ein solches Assistenzsystem eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität, Unterstützung des Autonomiebestrebens der Betroffenen und eine Entlastung der Pflegenden.
ROBINA ist ein Leichtbauroboter und zeichnet sich durch ein hohes Maß an intuitiver und sicherer Bedienbarkeit aus, die es einer vulnerablen Personengruppe ermöglicht, komplexe Verrichtungen selbstständig auszuüben. Ermöglicht wird dies durch ein innovatives, dem Krankheitsverlauf angepasstes Bedienkonzept, welches eine Steuerung über Hand, Zunge, Kiefer, Kopf und Augen zulässt. Mit jeder dieser Methoden ist es möglich, den Arm dreidimensional zu führen, zu Trinken, Alltagsgegenstände anzureichen und bei Juckreiz zu kratzen. Das robotische System besitzt dazu eine Reihe von Sensoren, die eine sichere Mensch-Roboter- Interaktion und so die erwähnten, sehr körpernahen Tätigkeiten ermöglichen.
Die Anforderungen an technische Assistenzsysteme für den pflegerischen Versorgungprozess sind sehr hoch. Über die entsprechenden Entlastungs- und Unterstützungspotenziale ist noch wenig bekannt. Daher sollen über das Demonstrationsprojekt von ROBINA hinaus eine Vielzahl prototypischer, robotischer Assistenzsysteme im pflegerischen Einsatz, zum Beispiel bei Personen mit neuromuskulären Erkrankungen, evaluiert werden. Ziel weiterer Forschung ist es, möglichst schnell und umfassend Erkenntnisse über die Wirksamkeit innerhalb der Versorgungspraxis zu generieren, um so diese innovativen Technologien als anerkannte Hilfsmittel auch in die Regelfinanzierung zu überführen und den Zugang für Betroffene zu erleichtern.