Ergebnissteckbrief HIVAM

Psychotherapie mittels KI-gesteuerter Agenten

© Lucie Kruse, created with Dall-E

Projekt

Das Team des Projekts HIVAM hat eine auf Mixed Reality (MR) basierende Technologie erforscht und entwickelt, die immersive Psychotherapiesitzungen ermöglicht. Patientinnen und Patienten interagieren während der Sitzungen multimodal mit virtuellen, von einer Künstlichen Intelligenz (KI) gesteuerten Agenten. Sie erhalten dabei das Gefühl von räumlicher, sozialer und Co-Präsenz. Bei Bedarf können sich Ärztinnen und Ärzte mithilfe virtueller Avatare dazuschalten.

Die telemedizinische Plattform ermöglicht die kontaktlose Erfassung und Übertragung von Gesundheitsdaten sowie Diagnostik, Monitoring und Therapie: Sie bereitet die während der Sitzung erhobenen Daten visuell auf und leitet sie an medizinisches Fachpersonal weiter. Ärztinnen und Ärzte können so den Therapiefortschritt verfolgen und sich wichtige Szenen der Sitzungen nochmals anschauen.

Motivation

Die entwickelte Technologie adressiert die Folgen sozialer Isolation und die damit einhergehenden psychischen Belastungen. Die Forschenden haben sich zum Ziel gesetzt, die psychotherapeutische Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern: Das zusätzliche Therapieangebot soll Wartezeiten verkürzen und den Behandlungsprozess optimieren. Zudem fördert die Interaktivität der virtuellen Agenten das Engagement der Patientinnen und Patienten, sich mit den übertragenen Aufgaben zu beschäftigen. Für medizinisches Fachpersonal bedeuten virtuelle Therapiesitzungen eine Entlastung.

Technische Innovationen

Zur Entwicklung der virtuellen Agenten haben die Forschenden zunächst realistische, dreidimensionale und virtuelle Modelle von Menschen erstellt und in eine telemedizinische Plattform integriert. Mithilfe von KI können diese Modelle als intelligente Agenten autonom mit Patientinnen und Patienten kommunizieren. Dabei vermitteln sie Emotionen und Empathie durch (non-)verbale Kommunikationsformen wie z. B. Gesichtsausdruck, Stimmlage oder Körperhaltung. Die Agenten lassen sich sowohl auf mobilen Endgeräten, als auch über immersive MR-Technologien wie Virtual Reality (VR)- und/oder Augmented Reality (AR)-Datenbrillen darstellen.

Die Forschenden nutzten bei der Technikentwicklung einen integrativen, nutzerzentrierten Ansatz. Die sensible Natur der erhobenen medizinischen Daten erforderte eine besondere Berücksichtigung ethischer, rechtlicher und sozialer Aspekte (ELSA). Daher reflektierte das Team projektbegleitend die moralisch-ethischen Grundsätze der medizinischen Berufspraxis und KI-Systeme unter dem Aspekt ihrer normativen Geltung und Anwendung.

Ausblick

Langfristig eingebunden in den Behandlungsalltag, könnte das virtuelle System für interaktive psychotherapeutische Therapie die Versorgung von Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessern. Die Forschenden werden die Technologie im weiteren Verlauf auf Sicherheit und ethische Standards hin untersuchen. Die Ergebnisse dürften für medizinische Institute relevant sein, die sich auf die Digitalisierung und die innovative Nutzung von KI spezialisieren wollen. Weiterhin ließen sich die intelligenten virtuellen Agenten für andere Anwendungen nutzen, beispielsweise zur Unterstützung virtueller Meetings oder als interaktive Tourguides.

Weitere Informationen

Projektsteckbrief
Projektwebsite
Artikel "Considering Psychotherapy in the Metaverse"
Artikel "Would you go to a Virtual Doctor?"
Artikel "ELSA of virtual agents and virtual reality in healthcare"
Artikel "Psychotherapy with the Help of ChatGPT?"