
Neue Wege in der telemedizinischen Hautdiagnostik
Das HybridVITA-Team hat eine technische Lösung entwickelt, die die Versorgung von Menschen, die an der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit Psoriasis leiden, maßgeblich verbessert. Unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht die Software Dermatologinnen und Dermatologen, ihre Patientinnen und Patienten telemedizinisch zu betreuen. Zudem erlaubt sie eine psychiatrische Mitbetreuung, da die Erkrankung oft mit einer hohen psychischen Belastung einhergeht.
Jede zehnte Person ist in Deutschland von Psoriasis betroffen. Die Wartezeit für Behandlungstermine an Universitätskliniken, von der sich Betroffene eine effektive und effiziente Behandlung erhoffen, liegt bei mehr als sechs Monaten. Diese Wartezeit galt es drastisch zu reduzieren und gleichzeitig die Lücke zwischen Patientinnen und Patienten sowie Dermatologinnen und Dermatologen zu schließen. Gleichzeitig sollten die psychischen Auswirkungen der Erkrankung verstärkt in die Behandlung einbezogen werden.
Die im Rahmen des Projekts entwickelte Softwarelösung ermöglicht eine telemedizinische Betreuung unter Einsatz modernster KI-Technologie. Sie besteht aus einer mobilen App für Patientinnen und Patienten und einem Dashboard für das Klinikteam beider Fachrichtungen.
Mithilfe der App können Betroffene nicht nur Online-Termine in der Dermatologie und Psychiatrie vereinbaren, sondern auch ihren Krankheitsverlauf in Form von Fotos dokumentieren und mit dem medizinischen Fachpersonal teilen. Um die Dermatologinnen und Dermatologen beim Einschätzen des Schweregrads der Krankheit zu unterstützen, analysiert die Technologie die Fotos mithilfe von KI.
Bei der telemedizinischen Betreuung ist es für die Dermatologinnen und Dermatologen wichtig, die Hautoberfläche nicht nur zu sehen, sondern auch zu ertasten, um weitere Informationen über die Hautbeschaffenheit zu erhalten. Daher haben die Forschenden die Technologie mit einer fühlbaren Oberfläche ergänzt. Dieses taktile Interface erstellt ein dreidimensionales Modell der von den Patientinnen und Patienten eingereichten Fotos und ermöglicht es den Ärztinnen und Ärzten, die entzündlichen, schuppenden Hautveränderungen, die sogenannten Plaques, zu erfühlen.
Zudem entwickelten die Forschenden eine Technologie, die anhand von Videoaufnahmen die Durchblutung der betroffenen Hautregionen analysieren kann. Bei dieser Perfusionsanalyse ermittelt das System die unterschiedlichen lokalen Pulssignale der Perfusionsmuster von gesunden, erkrankten und verletzten Hautregionen.
Die Technologie hat das Potenzial, die ambulante Versorgung von Psoriasis-Betroffenen gezielter, effizienter und patientenfreundlicher zu gestalten. Sie lässt sich perspektivisch auf weitere chronisch-entzündliche Hautkrankheiten erweitern.