Ergebnissteckbrief OSLO

Zungenkoordination nach Schlaganfall selbstständig trainieren

Ergebnissteckbrief - OSLO
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Projekt

Die Forscherinnen und Forscher des Projekts OSLO haben ein einzigartiges Therapiekonzept für Menschen nach einem Schlaganfall entwickelt. Ein in den Mundraum eingesetzter Sensorstreifen erfasst die Zungenbewegungen der Patientin oder des Patienten, so dass logopädische Zungenspiele zur Wiedererlangung der Sprech- und Schluckfunktion selbstständig geübt werden können.

Motivation

Nach Schlaganfällen kommt es häufig zu Störungen der Zungenkoordination, die das Sprechen und Schlucken beeinträchtigen. Ein Teil der Therapie besteht aus Übungen zu Zungenstellung und -bewegungen, die unter Anleitung von logopädischem Fachpersonal durchgeführt werden. Viele Einrichtungen können nicht auf ausreichend Fachpersonal zurückgreifen. Ein vom Therapeuten unabhängiges, interaktives Therapiesystem, mit dem Übungen selbstständig durchgeführt werden können, leistet einen Beitrag zu schnelleren Therapieerfolgen.

Technische Innovationen

Mit dem Erfassen von Zungenbewegungen mittels körpernaher Sensorik im Mundraum haben die Forscherinnen und Forscher Neuland betreten. Um Messungen im Mundraum vornehmen zu können, haben sie Bauelemente miniaturisiert und einen Sensorstreifen entwickelt, der im Mundraum die Zungenstellung und –bewegungen misst. Der Sensorstreifen erfasst die Bewegungsdaten und leitet sie an einen Computer weiter, auf dem ein Geschicklichkeitsspielt läuft. Die Patientin oder der Patient kann dadurch mit koordinierten Zungenbewegungen das Computerspiel steuern und führt dabei auf spielerische Art motorische Übungen aus. Durch die Verknüpfung mit einem Videospiel kann die Patientin oder der Patient nun direkt und ohne logopädisches Personal selbstständig an seiner Genesung arbeiten und andererseits den Therapiefortschritt durch gleichzeitigen Fortschritt im Spiel spürbarer erleben. Das gelingt einerseits durch die Echtzeitverarbeitung von Signalen, die kabellose Datenübertragung und Energieversorgung, andererseits durch ein therapeutisches und motivierendes Übungsdesign.

Ausblick

In der weiteren Forschung steht ein verbesserter Tragekomfort im Fokus. Das umfasst eine Optimierung der Bauteile sowie eine Überarbeitung der Energieversorgung unter Erfüllung aller sicherheitsmedizinischer Anforderungen. Neben der Schlaganfalltherapie kann das entwickelte interaktive Therapiesystem zukünftig mit moderatem Entwicklungsaufwand in weitere logopädische Therapien überführt werden, wie beispielsweise in die Behandlung kindlicher Sprechfehler wie dem Lispeln.

Weitere Informationen

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