Interview mit Matthias Krinke: Roboter werden unterstützen, um im Alter oder bei Krankheit autark zu sein

Bei einem Vernetzungstreffen in Berlin berichtete der Geschäftsführende Gesellschafter bei pi4_robotics GmbH , wie Roboter zu einem positiven Alltag beitragen könnten.

© pi4_robotics GmbH

Dipl.-Ing. Matthias Krinke, Geschäftsführender Gesellschafter bei pi4_robotics GmbH, entwickelt im Projekt MobILe Lösungen im Bereich physischer Mensch-Roboter-Interaktion. Personen mit multiplen körperlichen Einschränkungen, z. B. hochgradig Querschnittgelähmte, benötigen im Alltagsleben und bei der Nahrungsaufnahme Hilfestellung. Unterstützungsroboter, die über interaktive Grundfertigkeiten wie Handreichungen und Absprachen mit Menschen verfügen, können hier ganz neue Möglichkeiten bieten und für ein selbstbestimmtes Leben von Pflegebedürftigen sorgen. Das Interview wurde im November 2019 geführt.

Herr Krinke, für was sind Sie im Forschungsverbund zuständig?

Wir übertragen die entwickelten Grundfertigkeiten auf Industrie- und Servicerobotikprojekte und prüfen dort die Anwendbarkeit bzw. entwickeln dazu Verwendungsszenarien.

Wie werden Ihre Lösungen künftig Menschen unterstützen?

Roboter werden in Zukunft die Menschen unterstützen, insbesondere um auch im Alter oder bei Krankheit länger oder generell autark zu sein. In der Industrie werden Menschen zunehmend von unangenehmen Tätigkeiten entlastet.

Weshalb ist die Sicht der Industrie in Forschungsprojekten der Robotik so wichtig?

Roboter werden bis dato hauptsächlich in der Industrie verwendet. Die Anforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit sind hoch, diese Eigenschaften benötigen wir aber auch in allen anderen Anwendungsszenarien.

Wo steht Deutschland in puncto Innovation im internationalen Vergleich?

Wir sind in einigen Bereichen Weltspitze, aber leider in Teilbereichen eher auf niedrigeren Plätzen im internationalen Vergleich. Aktuell hängt Deutschland massiv im Bereich Hardware Laufroboter und Machine Learning hinterher. Hier müssen wir dringend mehr tun!

Ihr Blick in die Zukunft: Wo wird Robotik in 20 Jahren eingesetzt?

Überall.

Was ist in Ihren Augen der Erfolgsfaktor dafür, dass Robotik im Alltag ankommt?

Erstens: Robuste Hardware, die in der Lage ist laufen zu können. Zweitens: 3D Sensorik zur präzisen Erfassung der Umgebung. Und drittens: Leistungsfähige Machine Learning Software.

Hintergrund
Am 28. und 29. November 2019 trafen sich rund 120 Robotikexpertinnen und -experten bei einem Vernetzungstreffen in Berlin, um zu diskutieren, wie Roboter zu einem positiven Alltag beitragen könnten. Gemeinsam forschen sie in verschiedenen Verbundprojekten im Rahmen der BMBF Bekanntmachungsreihe „Roboter für Assistenzfunktionen“ (RA). Themenschwerpunkt ist Interaktionsfähigkeit. Weitere Projektbeteiligte aus der Industrie wie Christoph Jähne ( Franka Emika GmbH ) und Jan Lingenbrinck (EDEKA Food Tech Projects ) geben ebenfalls Auskunft über ihre Projekte aus Praxissicht.